[Erste Gedanken zum kommenden Bruch Le Pen/AfD]
Es ist generell möglich, dass Marine Le Pen glaubt, durch forcierte Melonisierung könne sie beim nächsten Mal die Präsidentschaft in Frankreich erlangen. Melonisierung heißt aber nunmal immer: unwiderrufliche Preisgabe programmatischer Kernaspekte, opportunistischer Mitte-Schwenk.
Beispiel Italien: Meloni ist transatlantisch, marktliberal und migrationsoffen (was konsequent scheint, da das erste das zweite bedingt und das dritte hervorruft). Bisher ist Le Pen nichts davon. Wird sie es, oder gibt sie vor, es zu werden, kann sie womöglich die 30-Prozent-Marke dauerhaft knacken, indem sie für nichtrechte Milieus „normaler“ wirkt.
Sie könnte so zunächst weiter zulegen in den Umfragen und die Regierungsoption würde realer. Wir dürfen nicht vergessen: Beim Mehrheitswahlrecht in Frankreich braucht sie perspektivisch 40 plus, mindestens.
Nur:
Was ist à la longue eine „rechte“ Regierungsoption wert, wenn sie das falsche Alte neu konsequent weiterführt, unter Anrufung nationaler Symbole und unter Verwendung eines patriotischen Jargons, aber ansonsten keine grundsätzlichen Weichen anders stellt?
Das muss man sich zumindest in Bezug auf Meloni fragen. Wer profitiert bisher von ihrer Regierung? Die EU, die NATO, die Ukraine, große Konzerne des In- und Auslands (XXL-Privatisierungswellen). Dafür lohnt es sich nicht, politisch zu kämpfen.
Das ist establishmentkonformer Rechtspopulismus, entkernte Mitte-Rechts-Show mit symbolbehafteter Identitätspolitik.
Man kann daher nur hoffen, dass der Rassemblement National eben nicht den Meloni-Weg geht, sondern den Kurs volksverbundener, sozialer und patriotischer Politik der vergangenen Jahre fortsetzt.
Denn mutmaßlich haben Generationen von FN- und RN-Aktivposten nicht ihre Existenz aufs Spiel gesetzt, um am Ende mit Ursula von der Leyen und anderen Angehörigen der herrschenden Eliten in einem gemeinsamen Boot zu sitzen. (Gut, lukrativ ist es.)
P.S.: Zur Melonisierung grundsätzlich meinerseits (Gratis-PDF):
hier!
P.P.S.: Vor wenigen Wochen referierte ich in Kärnten zum Ende des Rechtspopulismus. Wir müssen weg von der Affektpolitik, die Opportunismus-anfällig macht, und hin zum Politischen. Den (überwiegend freien) Vortrag werde ich verschriftlichen müssen, zudem wird es ihn dann eingesprochen als Jungeuropa-Podcast geben.
Grüße in die Runde.
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// folgt dem kaiser